MACHhaltigkeit Workshop #3 – Plastikprobleme und DIY-Alternativen

Unser Workshop Nummer 3 drehte sich um das große und derzeit heiß diskutierte Thema Plastik. Wie immer war er gegliedert in die drei Teile unseres Mottos:

INFORM – DEBATE – CREATE!

Mehr zum Event hier

inform.
Warum reden eigentlich momentan alle über Zero Waste? Was ist eigentlich plastikfrei leben und warum sollte man das tun? Richtet Plastik wirklich so viel Schaden an? Diese und weitere Fragen konnte uns unser neues Teammitglied, Jana Lausch, mit ihrem Input beantworten. Einige der Workshop-Teilnehmenden beschäftigen sich schon länger mit Zero Waste, konnten aber trotzdem viel dazu lernen. Es ist auch immer wieder gut und wichtig, sich die Dringlichkeit einer nachhaltigeren Lebensweise vor Augen zu führen.

Ein Video von Tauchgängen zwischen Plastikmüll statt bunten Fischen war mindestens so eindrücklich, wie so manche neuen Facts: Wusstest du zum Beispiel, dass Müll verbrennen oder bedingungslos ins Ausland zu transportieren auch als „Recycling“ gilt?

Vielleicht hat so manche*r von euch auch schon von Mikroplastik gehört. Das war natürlich auch ein großes Thema der Präsentation. Mikroplastik ist in Kosmetika und Putzmitteln enthalten, gelangt aber auch beispielsweise durch Autoreifen-Abrieb oder durch das Waschen von Kleidung aus Kunststoffen in Luft und Wasser. Wir atmen das nicht nur ein, sondern trinken es auch zusammen mit unserem Leitungswasser oder essen es, weil beispielsweise Fischmägen voll davon sind. Eine neue Studie des WWF hat ergeben, dass jeder Mensch pro Woche ca. 5 Gramm Mikroplastik zu sich nimmt. Das ist so viel wie eine Kreditkarte. Jede Woche. Auf der Website des WWF findet sich auch eine wichtige Petition zum Thema.

Quelle: https://www.wwf.de/plastic-diet/

 

Natürlich haben sich schon viele Leute Gedanken gemacht, wie man dieser Plastikflut entgegen wirken und in seinem eigenen Alltag plastikfrei leben kann. Dieser Lebensstil ist mittlerweile zu einer richtigen Bewegung geworden und heißt meist “Zero Waste”. Dabei geht es darum, Plastik so gut wie möglich zu vermeiden. Das fängt schon an bei “keinen Strohhalm bitte” beim Imbiss, der eigenen Brotdose im Rucksack für Essen unterwegs und Einkaufen und Unverpackt Läden. Mittlerweile gibt es viele Produkte auch zu kaufen, die man sich Schritt für Schritt besorgen kann, wenn das, was man schon (aus Plastik) besitzt, aufgebraucht ist.

Das sind beispielsweise praktische Dinge für unterwegs…
…und für’s Bad.

Wenn es möglich ist, sollte man die Dinge lieber weiter benutzen oder selber machen, anstatt sie neu zu kaufen. Ein Einkausfnetz kann man sich beispielsweise ganz einfach selbst aus einem ausgedienten Mückennetz nähen.

debate.

Anschließend an den Input haben wir beispielsweise darüber diskutiert, ob der Name „Zero Waste“ nicht eher kontraproduktiv und abschreckend wirkt, und ob „Low Waste“ nicht vielleicht mehr Leute überzeugen könnte, über ihren Plastikkonsum nachzudenken.

Was denkst du dazu? Diskutier gerne mit uns in den Kommentaren!

Ganz wichtig: Lass dich nicht abschrecken! Vielleicht fühlst du dich jetzt ertappt, weil es in deinem Bad ganz anders als auf dem Foto oben aussieht und du schämst dich für die Shampoo-, Duschgel- und Bodylotion-Flaschen aus Plastik. Das ist erstmal nicht schlimm. Jetzt weißt du es ja besser und kannst dich Schritt für Schritt in Richtung Plastikvermeidung. Brauche deine Produkte auf, hebe die Flaschen auf und mach nächstes Mal dein Deo selbst. Du wirst merken, dass das viel einfacher ist als gedacht, billiger ist und noch dazu Spaß und ein gutes Gewissen macht! 🙂

create.

Nach dem erschreckenden und informativen Input und der Diskussion konnten wir umso motivierter eine der Strategien zur Müllvermeidung anwenden: Statt diverse Kosmetik und Putzmittel voller Chemie und Mikroplastik in der Drogerie zu kaufen, konnten wir mit wenigen Hausmitteln wunderbar duftende Deos, Allzweckreiniger und Mückensprays herstellen. Dazu findet ihr hier unsere Rezepte:

Das ist wirklich einfacher als gedacht! Wenn du Lust hast, das nachzumachen, hier eine Einkaufliste:

Kokosöl
Sheabutter
Speisestärke
Natron
Essigessenz
Alkohol (z.B. Wodka)
ätherische Öle (z.B. Citronella, Teebaum,
Lavendel, Eucalyptus, Rosmarin, Zitrone)

evtl. (gerettete) Zitronen oder Orangen für den Allzweckreiniger

Was du sonst noch brauchst:

Herdplatte
Topf
Schüsseln / Tassen zum anmischen
Löffel
Trichter zu abfüllen
Wasser
Schraubgläser, Sprühflaschen, Dosen, etc.

Aus einem alten Handtuch haben wir Putzlappen geschnitten und konnten den Reiniger direkt bei klebrigen Flecken auf den Tischen testen: Klappt einwandfrei!

Last but not least haben wir hier noch ein paar Tipps für euch:

Außerdem natürlich unsere Facebookseite und Instagramaccount 🙂 Wir freuen uns über jeden einzelnen Like und Kommentar!

Den Link zu dem Film “A Plastic Ocean” gibt’s direkt hier:

https://youtu.be/0m6iqkZOT64

Und noch ein paar weitere interessante Quellen:

 

geschrieben von Helena

MACHhaltigkeit Workshop #2 – Das 6. Große Artensterben & Bienenfreundliche Samenkugeln basteln

instagram und facebook: @machhaltigkeit

Artensterben. – Es ist in aller Munde. Kürzlich erst gab es ein Volksbegehren in Bayern mit 1,75 Millionen Unterschriften zur Rettung der Bienen.1 Kein Wunder! Laut Wissenschaftler*Innen weltweit befinden wir uns momentan im 6. großen Artensterben. Als 5. Artensterben wird das Verschwinden der Dinosaurier vor rund 65 Millionen Jahren bezeichnet.2 Es wird vermutet, dass die Aussterberate momentan etwa 1.000- bis 10.000fach über dem natürlichen evolutionären Artensterben liegt.3
Besonders gefährdet sind dabei die Insekten. Mit 70% bilden sie die artenreichste Klasse im Tierreich. Weltweit gibt es rund 1 Millionen Arten, allein in Deutschland 33.300.4 Eine Studie des Wirtschaftsjournals PLOS ONE (2017) untersuchte über 27 Jahre hinweg Schutzgebiete und stellte fest: Es gibt etwa 75% weniger Biomasse bei Fluginsekten. Damit bestätigten sie erstmals den Insektenschwund in Deutschland.5 Diesen zeigt auch die Rote Liste in Deutschland, die 2017 etwa 7.802 Arten entweder mit negativer Bestandsentwicklung, als ausgestorben oderverschollen, selten oder extrem selten führte.6

Insekten sind unersetzlich für die Aufrechterhaltung ökologischer Zusammenhänge und das menschliche Wohlergehen. Sie spielen eine Schlüsselrolle in der Nahrungskette, der Tier- und Pflanzenvielfalt, der Fruchtbarkeit des Bodens und als Nahrungsquelle für den Menschen. Seit Jahrzehnten gehen ihre Bestände jedoch massiv zurück.
Betroffen sind nicht nur seltene oder gefährdete Arten, sondern die gesamte Welt der Insekten.7
Als Menschen haben wir dafür die direkte Verantwortung zu tragen. Denn Hauptverursacher sind laut Wissenschaftler*Innen, nicht Klima- und Biotopveränderungen, sondern die Intensivierung der Landwirtschaft und der steigende Einsatz giftiger Pestizide, welche u.a. massiv zu geringer pflanzlicher Artenvielfalt, fehlenden Nahrungsquellen, fehlendem Lebensraum und Isolierung – und somit zum Insektenrückgang – führen. Dabei geht es konkret um Probleme wie die Nutzung von Insektiziden oder Herbiziden, wie Glyphosat, den Verlust von Hecken und Randstreifen auf Feldern, standortfremde Pflanzen in heimischen Gärten, den sogenannten “Cocktaileffekt” aus Giftstoffen, Monokulturen, eine strukturelle Verarmung der Landschaft, Überdüngung oder frühe Aussaat. Allgemein kommt es durch den Menschen durch den Bau von Straßen, Siedlungen und Industrie- oder Gewerbegebieten zur Zerstörung natürlicher Lebensräume. Und auch die Lichtverschmutzung durch die allgegenwärtige künstliche Beleuchtung zieht zahlreiche Falterarten durch das kurzwellige Licht an und führt zu einer Störung des Lebensrythmus und des Fortpflanzungsverhaltens der betroffenen Arten.8 9 10 11
Zur strukturellen Rettung der Insekten, wurde deshalb ein neunteiliges “Aktionsprogramm Insektenschutz” aufgestellt, welches eben diesen und weiteren Ursachen entgegenwirken soll.12

Doch was können wir, individuell und kollektiv, konkret tun?
Um unter anderem diese Frage zu klären, haben wir uns zum zweiten Workshop der MACHhaltigkeits AG im studentischen Café Flora der Humboldt Universität zu Berlin getroffen und, nach unserem Motto “inform.debate.create”, Wissen geteilt, diskutiert und im Anschluss bienenfreundliche Samenkugeln hergestellt. Bei veganer Verpflegung und Getränken, konnten sich Menschen kennenlernen, austauschen, dazu lernen und vor allem gemeinsam in AKTION treten. Dank des guten Wetters konnte unser Workshop anfangs sogar draußen auf der Wiese stattfinden. Ein Rezept zum Nachmachen der Samenkugeln ist im Anschluss zu finden.

Foto: Karlotta Hoff

Es gibt aber noch viele weitere Möglichkeiten um individuell gegen das Insektensterben vorzugehen. Es können

  • möglichst viele Blühflächen für Insekten geschaffen
  • heimische Blumen und Stauden (wie z.B. Lavendel, Minze, Salbei, Schnittlauch, Thymian, Oregano, Sonnenblumen, Malve, Vergissmeinnicht) als Nahrungsquelle angepflanzt
  • auf künstliche Beleuchtung verzichtet
  • Blumen wild wachsen gelassen
  • der Einsatz von Pestiziden vermieden
  • Insektenhotels gebaut, Nisthilfen geschaffen
  • regional angebautes Obst und Gemüse gekauft
  • und mehr Natur im öffentlichen Raum geschaffen werden.

Um dies zu schaffen müssen wir aber vor allem eins: Gemeinsam aktiv werden! Schnappt euch eure Freund*Innen, Mitbewohner*Innen, Bekannten, Familie oder schließt euch kleinen und großen Aktivistengruppen an. Und wenn ihr Lust auf mehr zum Thema Nachhaltigkeit habt, kommt gerne zu unserem nächsten Workshop. Wir freuen uns auf euch!

+++++ Rezept für bienenfreundliche Samenkugeln +++++

!Wichtiger Hinweis!
Regionales Saatgut soll in der Region bleiben! Durch fremdes Saatgut können Habitate gestört werden. Außerdem sind viele Wildbienen und andere Insekten auf bestimmte Pflanzen spezialisiert. Unser Saatgut haben wir von ALLOS geschenkt bekommen, welches leider nicht ausschließlich regional ist. Solches Saatgut darf nur im urbanen Raum und nicht auf Blumenwiesen und in natürliche Ökosysteme, sondern lieber auf kleine Grünstreifen, in Vorgärten oder in Kübel auf dem eigenen Balkon, etc. verteilt werden. 🙂

 

Quellen (zuletzt aufgerufen am 18.06.2019):

1 Volksbegehren Artenvielfalt: Presse. unter: volksbegehren-artenvielfalt.de/presse/
2 Baier, Tina (2019): Handbuch zum Überleben. unter: www.sueddeutsche.de/politik/artenschutz-handbuch-zum-ueberleben-1.4433426
3 Albat, Daniela (2015): Artenschutz. Das 6. große Massensterben droht. unter: www.wissenschaft.de/umwelt-natur/artenschutz-das-6-massenaussterben-droht/ 
4 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, und nukleare Sicherheit: 33.000 Insektenarten in Deutschland. unter: www.bmu-kids.de/aktiv/aktuelles/wissen-in-zahlen/zahl/30000-insektenarten-in-deutschland/ 
5 Hallmann, Caspar A. et. al. (2017): More than 75 percent decline over 27 years in total flying insect biomass in protected areas. unter: journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0185809
6 Schnabler, Adam (2017): Licht ins Dunkel bringen....Gibt es das Insektensterben wirklich?. unter: baden-wuerttemberg.nabu.de/imperia/md/content/badenwuerttemberg/studien/pr__sentation_insektensterben_final2.pdf
7 Hallmann, Caspar A. et. al. (2017): More than 75 percent decline over 27 years in total flying insect biomass in protected areas. unter: journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0185809
8 Naturschutzbund Deutschland (2017): Wissenschaftler bestätigen dramatisches Insektensterben. Jahrzehntelange Untersuchungen belegen massive Biomasseverluste in Schutzgebieten. unter: www.nabu.de/news/2017/10/23291.html
9 Naturschutzbund Deutschland: Auf der Kippe. Warum Insekten gefährdet sind und mit ihnen das ganze Ökosystem. unter: www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/balkon-und-garten/tiere/insekten/22696.html
10 Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2018): Pflanzenschutzmittel. unter: www.bmel.de/DE/Landwirtschaft/Pflanzenbau/Pflanzenschutz/_Texte/DossierPflanzenschutzmittel.html?docId=6133644
11 Paál, Gábor et. al. (2019): Das sind die Ursachen des Insektensterbens. Internetausgabe vom 13.05.2019. unter: www.swr.de/insekten/ursachen-des-insektensterbens-was-getan-werden-muss/-/id=22329452/did=23841210/nid=22329452/k6bjj3/index.html
12 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, und nukleare Sicherheit (2018): Aktionsprogramm Insektenschutz. unter: www.bmu.de/download/aktionsprogramm-insektenschutz/

geschrieben von Karlotta