MACHhaltigkeit Workshop #2 – Das 6. Große Artensterben & Bienenfreundliche Samenkugeln basteln

instagram und facebook: @machhaltigkeit

Artensterben. – Es ist in aller Munde. Kürzlich erst gab es ein Volksbegehren in Bayern mit 1,75 Millionen Unterschriften zur Rettung der Bienen.1 Kein Wunder! Laut Wissenschaftler*Innen weltweit befinden wir uns momentan im 6. großen Artensterben. Als 5. Artensterben wird das Verschwinden der Dinosaurier vor rund 65 Millionen Jahren bezeichnet.2 Es wird vermutet, dass die Aussterberate momentan etwa 1.000- bis 10.000fach über dem natürlichen evolutionären Artensterben liegt.3
Besonders gefährdet sind dabei die Insekten. Mit 70% bilden sie die artenreichste Klasse im Tierreich. Weltweit gibt es rund 1 Millionen Arten, allein in Deutschland 33.300.4 Eine Studie des Wirtschaftsjournals PLOS ONE (2017) untersuchte über 27 Jahre hinweg Schutzgebiete und stellte fest: Es gibt etwa 75% weniger Biomasse bei Fluginsekten. Damit bestätigten sie erstmals den Insektenschwund in Deutschland.5 Diesen zeigt auch die Rote Liste in Deutschland, die 2017 etwa 7.802 Arten entweder mit negativer Bestandsentwicklung, als ausgestorben oderverschollen, selten oder extrem selten führte.6

Insekten sind unersetzlich für die Aufrechterhaltung ökologischer Zusammenhänge und das menschliche Wohlergehen. Sie spielen eine Schlüsselrolle in der Nahrungskette, der Tier- und Pflanzenvielfalt, der Fruchtbarkeit des Bodens und als Nahrungsquelle für den Menschen. Seit Jahrzehnten gehen ihre Bestände jedoch massiv zurück.
Betroffen sind nicht nur seltene oder gefährdete Arten, sondern die gesamte Welt der Insekten.7
Als Menschen haben wir dafür die direkte Verantwortung zu tragen. Denn Hauptverursacher sind laut Wissenschaftler*Innen, nicht Klima- und Biotopveränderungen, sondern die Intensivierung der Landwirtschaft und der steigende Einsatz giftiger Pestizide, welche u.a. massiv zu geringer pflanzlicher Artenvielfalt, fehlenden Nahrungsquellen, fehlendem Lebensraum und Isolierung – und somit zum Insektenrückgang – führen. Dabei geht es konkret um Probleme wie die Nutzung von Insektiziden oder Herbiziden, wie Glyphosat, den Verlust von Hecken und Randstreifen auf Feldern, standortfremde Pflanzen in heimischen Gärten, den sogenannten “Cocktaileffekt” aus Giftstoffen, Monokulturen, eine strukturelle Verarmung der Landschaft, Überdüngung oder frühe Aussaat. Allgemein kommt es durch den Menschen durch den Bau von Straßen, Siedlungen und Industrie- oder Gewerbegebieten zur Zerstörung natürlicher Lebensräume. Und auch die Lichtverschmutzung durch die allgegenwärtige künstliche Beleuchtung zieht zahlreiche Falterarten durch das kurzwellige Licht an und führt zu einer Störung des Lebensrythmus und des Fortpflanzungsverhaltens der betroffenen Arten.8 9 10 11
Zur strukturellen Rettung der Insekten, wurde deshalb ein neunteiliges “Aktionsprogramm Insektenschutz” aufgestellt, welches eben diesen und weiteren Ursachen entgegenwirken soll.12

Doch was können wir, individuell und kollektiv, konkret tun?
Um unter anderem diese Frage zu klären, haben wir uns zum zweiten Workshop der MACHhaltigkeits AG im studentischen Café Flora der Humboldt Universität zu Berlin getroffen und, nach unserem Motto “inform.debate.create”, Wissen geteilt, diskutiert und im Anschluss bienenfreundliche Samenkugeln hergestellt. Bei veganer Verpflegung und Getränken, konnten sich Menschen kennenlernen, austauschen, dazu lernen und vor allem gemeinsam in AKTION treten. Dank des guten Wetters konnte unser Workshop anfangs sogar draußen auf der Wiese stattfinden. Ein Rezept zum Nachmachen der Samenkugeln ist im Anschluss zu finden.

Foto: Karlotta Hoff

Es gibt aber noch viele weitere Möglichkeiten um individuell gegen das Insektensterben vorzugehen. Es können

  • möglichst viele Blühflächen für Insekten geschaffen
  • heimische Blumen und Stauden (wie z.B. Lavendel, Minze, Salbei, Schnittlauch, Thymian, Oregano, Sonnenblumen, Malve, Vergissmeinnicht) als Nahrungsquelle angepflanzt
  • auf künstliche Beleuchtung verzichtet
  • Blumen wild wachsen gelassen
  • der Einsatz von Pestiziden vermieden
  • Insektenhotels gebaut, Nisthilfen geschaffen
  • regional angebautes Obst und Gemüse gekauft
  • und mehr Natur im öffentlichen Raum geschaffen werden.

Um dies zu schaffen müssen wir aber vor allem eins: Gemeinsam aktiv werden! Schnappt euch eure Freund*Innen, Mitbewohner*Innen, Bekannten, Familie oder schließt euch kleinen und großen Aktivistengruppen an. Und wenn ihr Lust auf mehr zum Thema Nachhaltigkeit habt, kommt gerne zu unserem nächsten Workshop. Wir freuen uns auf euch!

+++++ Rezept für bienenfreundliche Samenkugeln +++++

!Wichtiger Hinweis!
Regionales Saatgut soll in der Region bleiben! Durch fremdes Saatgut können Habitate gestört werden. Außerdem sind viele Wildbienen und andere Insekten auf bestimmte Pflanzen spezialisiert. Unser Saatgut haben wir von ALLOS geschenkt bekommen, welches leider nicht ausschließlich regional ist. Solches Saatgut darf nur im urbanen Raum und nicht auf Blumenwiesen und in natürliche Ökosysteme, sondern lieber auf kleine Grünstreifen, in Vorgärten oder in Kübel auf dem eigenen Balkon, etc. verteilt werden. 🙂

 

Quellen (zuletzt aufgerufen am 18.06.2019):

1 Volksbegehren Artenvielfalt: Presse. unter: volksbegehren-artenvielfalt.de/presse/
2 Baier, Tina (2019): Handbuch zum Überleben. unter: www.sueddeutsche.de/politik/artenschutz-handbuch-zum-ueberleben-1.4433426
3 Albat, Daniela (2015): Artenschutz. Das 6. große Massensterben droht. unter: www.wissenschaft.de/umwelt-natur/artenschutz-das-6-massenaussterben-droht/ 
4 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, und nukleare Sicherheit: 33.000 Insektenarten in Deutschland. unter: www.bmu-kids.de/aktiv/aktuelles/wissen-in-zahlen/zahl/30000-insektenarten-in-deutschland/ 
5 Hallmann, Caspar A. et. al. (2017): More than 75 percent decline over 27 years in total flying insect biomass in protected areas. unter: journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0185809
6 Schnabler, Adam (2017): Licht ins Dunkel bringen....Gibt es das Insektensterben wirklich?. unter: baden-wuerttemberg.nabu.de/imperia/md/content/badenwuerttemberg/studien/pr__sentation_insektensterben_final2.pdf
7 Hallmann, Caspar A. et. al. (2017): More than 75 percent decline over 27 years in total flying insect biomass in protected areas. unter: journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0185809
8 Naturschutzbund Deutschland (2017): Wissenschaftler bestätigen dramatisches Insektensterben. Jahrzehntelange Untersuchungen belegen massive Biomasseverluste in Schutzgebieten. unter: www.nabu.de/news/2017/10/23291.html
9 Naturschutzbund Deutschland: Auf der Kippe. Warum Insekten gefährdet sind und mit ihnen das ganze Ökosystem. unter: www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/balkon-und-garten/tiere/insekten/22696.html
10 Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2018): Pflanzenschutzmittel. unter: www.bmel.de/DE/Landwirtschaft/Pflanzenbau/Pflanzenschutz/_Texte/DossierPflanzenschutzmittel.html?docId=6133644
11 Paál, Gábor et. al. (2019): Das sind die Ursachen des Insektensterbens. Internetausgabe vom 13.05.2019. unter: www.swr.de/insekten/ursachen-des-insektensterbens-was-getan-werden-muss/-/id=22329452/did=23841210/nid=22329452/k6bjj3/index.html
12 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, und nukleare Sicherheit (2018): Aktionsprogramm Insektenschutz. unter: www.bmu.de/download/aktionsprogramm-insektenschutz/

geschrieben von Karlotta

 

MACHhaltigkeits-Workshop #1 Fast Fashion/ Kleidertauschparty

Am Montag den 13. Mai diesen Jahres fand unser erstes Event im Rahmen der Nachhaltigkeit statt. Wir, als Arbeitsgemeinschaft “MACHhaltigkeit”, luden von 18:30 bis 21:30 Uhr unter unserem Motto “inform.debate.create!” zu einer Kleidertauschparty ein, um in unserem Workshop #1 für “Fast Fashion” zu sensibilisieren. Die Räumlichkeiten bot das “CafEE” in der Möhrenstraße 40/41 in 10117 Berlin.

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Eingeläutet wurde der Abend mit einer Vorstellungsrunde unserer AG – welche bislang aus Helena Hick, Sina Sieg, Julia Geisler, Julia Dillan, Julia Fischer, Anne Karla Luedtke und Anna Karlotta Hoff besteht – und einem Vortrag zu Fachwissen über Fast Fashion. Thematisiert wurden Fakten zu Fast Fashion versus Slow Fashion, die Konsequenzen für uns und den Planeten, Konzepte für eine Veränderung und Alternativen zum Neukauf. Eine anschließende Diskussionsrunde bot Raum für den gemeinschaftlichen Austausch zum Thema. Auffallend angenehm war dabei die Zugänglichkeit aller Teilnehmenden hinsichtlich persönlicher Meinungen. Parallel zur Diskussion im Arbeitsraum, trudelten weitere Besucher*innen zur anschließenden Kleidertauschparty in das Foyer ein, um dort ihre mitgebrachten Kleidungsstücke zu deponieren und  sich im “CafEE” an den von uns zur Verfügung gestellten Foodsharing-Snacks zu bedienen.

Sogar nach der 45-minütigen Diskussionsrunde herrschte noch Redebedarf. Dieser konnte dann beim Kleidertausch gestillt werden.


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Uns war wichtig, keine Mindestanzahl an mitzubringenden Kleidungsstücken zu fordern, um jeder und jedem die Möglichkeit der Teilnahme zu bieten. Die übrig gebliebene Bekleidung kam zum Einen den Bewohner*innen der Flüchtlingsunterkunft auf dem Tempelhofer Feld zugute und wird zum Anderen künftig über weitere Kleidertauschveranstaltungen neue Besitzer*innen finden.

Resümierend ist unser Kernteam stolz darauf – neben unseren Beiträgen in den Fachschafts-Newslettern – über unsere Social Media Seiten (Facebook und Instagram) unter dem Hashtag “#MACHhaltigkeit” auch Nicht-Studierende für unseren Kleiderswap und hoffentlich auch für kommende Nachhaltigkeits-Workshops gewonnen zu haben. Der nächste Workshop findet am 03.06.2019 statt. Vor dem Hintergrund des aktuellen Insektensterbens werden wir wieder aktiv, indem wir Seedbombs herstellen und diese wenn möglich auch auf Berliner Grünflächen verteilen. Unsere Veranstaltungen finden ab Juni im Zwei-Wochen-Rhythmus statt und werden im Voraus auch als Facebook-Event bekannt gemacht.

Cheers auf diesen wunderbaren Abend! Wir freuen uns auf den nächsten!

Eure MACHhaltigkeit

Helena, Sina, Julia, Julia, Julia, Karla und Karlotta

geschrieben von Julia

Warum wir noch viel reden müssen

Zweck: Gute Argumente für den offenen Austausch von Ideen sammeln

Letztens scheinen Zweifel an der Vereinbarung eines lebendigen Planeten und der Demokratie immer häufiger geäußert zu werden. Besonders wenn von „grün“ denkenden Leuten besprochen wird, tauchen Wörter wie „radikal“ oder „Ökodiktatur“ auf. Ganz persönlich erzähle ich von einem Abend vor zwei Wochen, wo ich im Garten mit Verwandten von meinem Freund in Texas saßen. Da waren sogenannte liberale (also nicht konservative) Democratic Party-Wähler_innen, die gemäßigte Kandidaten und ein Staatssystem mit Stimmen aus dem politischen links und rechts bevorzugten. Hingegen wünschte sich mein Freund eine US-Regierung, die sich aus einer buntgemischten Sammlung von nur eher links denkenden Politiker_innen, wie das deutsche System von der US-amerikanische Perspektive zu sein scheint. Man könnte und glaube ich, sollte es erreichen können, dass (fast) alle einen nachhaltigen Umgang mit unserer Welt für wertvoll halten und entsprechend agieren. Soweit sind wir aber noch nicht, und deswegen müssen wir nicht nur radikal handeln. Wir müssen auch Weltbilder diskutieren, wo Umweltschutz noch nicht sehr wichtig ist, und uns überlegen, wie wir die hochgeschätzten Werte dieser anders denkenden Menschen lenken können bzw. wie wir Umweltschutz mit dem vereinbaren können, das für sie gerade wichtig ist. Deswegen müssen wir neben dem nötigen Handeln auch noch viel reden. Oder was meint ihr?

Weitere Ideen zum Thema: https://www.diegemeinsamesache.org/home/das-handbuch/